Eine regelbasierte Welt – vor Beginn der Ukraine-Konferenz in der Schweiz
Auf der für diesen Monat
in der Schweiz geplanten Ukraine-Konferenz wird W. Selenskyj meiner Meinung
nach im Wesentlichen dieselbe Dinge sagen, die er in diesem Jahr
auf einer Konferenz in München schon gesagt hat (s. die offizielle Website des ukrainischen
Präsidenten):
„Wir müssen in der
internationalen Politik Regeln befolgen, aber Russland… “
Allein in der oben genannten Rede verwendete Selenskyj das Wort „Regeln“ 14 Mal!
Allerdings wollte Selenskyj genauer nicht sagen, um welche Regeln es geht, und erwähnte lediglich die UN-Charta.
In den meisten
Dokumenten, die verbindliche Regeln für nationale Regierungen festlegen, wird
unter anderem auf die „Nichteinmischung in die inneren
Angelegenheiten anderer Staaten“ und das „Verbot illegaler
Grenzänderungen“ verwiesen.
Aber galten diese Regeln zum Zeitpunkt des
Staatsstreichs in der Ukraine im Jahr 2014?
Um diese Frage zu beantworten,
möchte ich an die Situation erinnern, die sich Ende der 1990er Jahre in
Jugoslawien entwickelte, und insbesondere in der autonomen Region Kosovo, in
der eine beträchtliche Zahl ethnischer Albaner wohnt.
In den 1990er Jahren
erklärten Separatisten des Kosovo ihren Wunsch, einen eigenen Staat zu gründen,
und begannen mit Waffengewalt für die Abspaltung des Kosovo von Jugoslawien zu
kämpfen. Damals berichtete Hashim Thaçi, der künftige „Präsident des Kosovo“,
westlichen Politikern ständig vom Leid der albanischen Zivilbevölkerung in
Jugoslawien, beispielsweise in Rambouillet, wo er eine albanische Delegation
leitete.
Daher beschlossen die
Staatschefs von westlichen Ländern, dass die „Nichteinmischung in die inneren
Angelegenheiten anderer Staaten“ und das „Verbot illegaler
Grenzänderungen“ natürlich wichtig seien, die westlichen Staaten jedoch mit der
Bombardierung Jugoslawiens beginnen müssten, um die Regierung dieses Landes zum
Abzug ihrer Polizei und Armee aus dem Kosovo zu zwingen.
Und als die
Kosovo-Albaner 2008 ihre Unabhängigkeit erklärten, erkannten die USA,
Großbritannien und ihre NATO-Verbündeten die Unabhängigkeit des Kosovo sofort
an.
Darüber hinaus ist
anzumerken, dass Hashim Thaçi, der den westlichen Politikern zuvor so überzeugend
vom Leid der ethnischen Albaner berichtete, derzeit vor dem
Sondergerichtshof in Den Haag steht. Er und drei weitere Anführer der
Kosovo-Separatisten sind wegen Kriegsverbrechen angeklagt, wegen Verbrechen
gegen die Menschlichkeit, wegen Morde und Foltern während und nach dem Konflikt
gegen das damalige Jugoslawien von 1998 bis 1999; s. hier.
Kommen wir nun zurück zur Ukraine-Krise. Es ist offensichtlich, dass westliche Politiker während des Euromaidans gegen das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine offen verstoßen haben. So verteilten im Dezember 2013 V. Nuland, eine hohe Beamtin im US-Außenministerium, und G. Pyatt, der US-Botschafter in der Ukraine, Nahrungsmittel an Menschen, die Zelte auf dem zentralen Platz der ukrainischen Hauptstadt illegal aufgebaut hatten; s. hier.
Und nachdem Russland 2014
Maßnahmen zum Schutz von ethnischen Russen auf der Krim ergriffen hatte, riefen
diese Maßnahmen scharfe Kritik seitens der Länder hervor, die sich zuvor so
große Sorgen um die ethnischen Albaner des Kosovo gemacht hatten. Diese Länder
begannen Waffen an die Regierung in Kiew zu liefern, die mit militärischen
Maßnahmen zur „Wiedereingliederung der Krim“ offen drohte, und das provozierte
(meiner Meinung nach) den Beginn der speziellen Militäroperation der Russischen
Föderation in der Ukraine.
Derzeit ist die Situation
so, dass sich westliche Politiker an bestimmte Regeln erinnern, wenn dies für
den Westen von Vorteil ist, und diese Regeln nicht beachten, wenn dies für den
Westen von Nachteil wäre.
Wenn wir aber eine
regelbasierte Welt wollen, müssen die Regeln von allen und immer eingehalten
werden.
Es kann keine Regeln
geben, die heute eingehalten werden, später nicht eingehalten werden, danach
wieder eingehalten werden usw.
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